„Jesu Christus spricht: Ihr urteilt, wie
Menschen
urteilen, ich urteile über keinen.“
(Johannes 8,15)
Wenn wir in die
Medien, Zeitungen oder Fernsehen schauen, dann finden wir dort
Meinungen über
Meinungen. Über alles gelangen Meinungen an uns. Da übt man
Kritik an
Afghanistan, über die Griechen, über die Religion, über
Hartz IV, über die
Zukunft des Miteinanders in Europa und der Welt. Und manchmal sind
Information und
Kommentar, sind Meldung und Meinung schwer zu unterscheiden.
Attribute
wie
„faul“, „korrupt“, „betrügerisch“ oder „bevormundend“ werden
längst wieder auf
ganze Bevölkerungsgruppen angewandt – und nicht nur vom Boulevard!
Schließlich
geht es um Auflagen, um Einschaltquoten, und was ist da geeigneter, als
Meinungsäußerungen ihren freien Lauf zu lassen – je spitzer,
je kontroverser,
desto besser?
Da
sind die
Themen fast beliebig: Wer liegt wem auf der Tasche? Wer nötigt wem
kulturelle,
zivilisatorische Werte oder gar religiöse Grundüberzeugungen
auf? Und wäre es
nicht besser für alle, jeder ginge seines Weges wie zu Zeiten des
Turmbaus zu
Babel.
Wirklich
qualifizierte
Darstellungen sind selten. Schließlich soll jeder mitreden
dürfen. Über alles.
Und die Zusammenhänge zwischen menschlichem Handeln und Ergehen
sind nun einmal
kompliziert.
Fußball
ist in diesen Tagen ein Thema. Was gibt es da nicht alles zu
diskutieren. Warum geht der nicht an den Ball und schießt, wenn
möglich ins
gegnerische Tor. Die Meinungen und Ansichten sind da sehr verschieden.
Meinungen
zu haben, das ist zutiefst menschlich. Die Freiheit der Meinung ist
eines der
höchsten Güter menschlicher Gemeinschaften.
Für
die damaligen
geistlichen Führer war Jesus, ein Gotteslästerer. Für
die einen war er der
Wunderheiler, oder einer, der immer für Aufsehen sorgte. Und
für die wenigen
echten Experten war vielleicht gar nicht Jesus das Phänomen,
sondern dieser
Wildwuchs an Meinungen. Ihr – sachlich fundiertes – Urteil würde
lauten:
„Besser, ein Mensch stürbe für das Volk, als dass es als
Ganzes verdürbe“
(Johannes 11,50).
Ein
Urteil, das
sich als wahr, ja als Weissagung herausstellen sollte. Jesus ist
für die Schuld
der Menschen gestorben. Damit jeder, der sein Leben ihn anvertraut,
Frieden mit
Gott finden kann. Mit ihm sehen wir das Licht am Horizont. Was wirklich
ist,
hängt durchaus ab von dem, was wir meinen! Zur Meinungsfreiheit
gehört auch das
Recht, sich eine Meinung bilden zu können. Dafür braucht es
aber – neben
einiger Übung - sachlicher Orientierung!
Jesus
möchte uns
mit dem Wort aus dem Lukas-Evangelium einladen, das wir mehr und mehr
lernen,
mit den Augen Jesu zu sehen. Nicht nur in unserer Umgebung, sondern
auch im
Raum der Gemeinde. Hüten wir uns also vor Meinungs-Mache und zu
schnellen
Urteilen. Dazu ist es wichtig, dass Gemeinde mit einander im
Gespräch ist.
Nicht nur am Sonntagmorgen nach dem Gottesdienst beim Gemeinde-Kaffee.
Es gibt
einige Veranstaltungen, die zum Gespräch und gemeinsamen Gebet
einladen.
(Bibelstunde, Sommerfest) Ich möchte
dazu ganz herzlich einladen. Gemeinsam lasst uns die Aufgaben angehen,
denen
wir uns immer wieder stellen müssen. Als Christen sind wir alle
aufgefordert,
dem Beispiel Jesu zu folgen und nicht unbedacht Meinungen
auszuplaudern, die
der Botschaft des Evangeliums geradewegs zuwiderlaufen.
Roland Stoppe