„Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt,

zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.“ (Epheser 1,18)


Wie aus der Herkunftsangabe des Verses schon hervor geht, handelt es sich bei diesen Worten um ein Anliegen, welches Paulus an die Christen in Ephesus richtet, also um Worte aus dem Epheserbrief.

Paulus als Gründer dieser Gemeinde hatte von deren Treue trotz seiner Abwesenheit erfahren. Darüber ist er erfreut, dankt für diese Geschwister und schließt sie in seine Gebete mit ein. Die Worte unseres Monatsspruches sind ein Teil dessen, was sich Paulus für seine Gleichgesinnten erwünscht, ja worum er für sie betet. Im Mittelpunkt stehen Gott und Gottes Sohn. An diese wendet sich Paulus mit seinen Bitten für die Gemeindeglieder in Ephesus. Durch seine Wortwahl bringt Paulus seinem Gott und Jesus höchsten Respekt entgegen. Er spricht von „Gott“, „Herr Jesus Christus“ und vom „Vater der Herrlichkeit“ (Vers 17).

Betrachtet man nun diesen Monatsspruch etwas genauer, fällt auf, dass wohl nicht alles ganz perfekt zu sein scheint. Paulus bedankt sich nicht etwa für die vorhandene Erkenntnis der Epheser – nein, er bittet um „erleuchtete Augen des Herzens“, damit diese Erkenntnis erst einmal erlangt wird. Hierbei wird wieder einmal, wie in der Bibel oft zu bemerken ist, eine bildhafte Sprache verwandt. Es wird ein Gegenstand (oder vielleicht auch eine Person), der sich durch seine Eigenschaften in gewissem Maße auszeichnet im übertragenen Sinn in den Mittelpunkt gestellt, um bestimmte Dinge zu verdeutlichen: die „Augen des Herzens“. Unser Auge ist ein sehr wichtiges Organ, mit welchem wir einen Großteil an Sinneseindrücken aufnehmen. (Am Rande sei hierbei erwähnt, dass ein menschliches Auge etwa 120 Millionen Lichtsinneszellen besitzt.) Allerdings ist dafür eine gewisse Menge an Licht erforderlich – daher bittet Paulus um erleuchtete Augen. Dadurch wird eine gewisse gesteigerte Aufnahmefähigkeit, eine starke Bereitschaft verdeutlicht, zur angesprochenen Erkenntnis zu gelangen, beziehungsweise überhaupt einmal die Fähigkeit zu dieser zu kommen. Das „Herz“ verkörpert hierbei unser tiefstes Inneres – unsere Gefühle, unser eigentliches wahres Ich.

Was mich allerdings irgendwie am meisten an diesem Vers bewegt hat, ist die Berufung zur Hoffnung. So eine Berufung hat ja gewisse zwei Seiten. Zum Einen ist es schon eine bestimmte, vielleicht sogar eine unübertreffbar große Ehre, zu etwas berufen zu werden. Eigentlich muss man sich zuvor für eine Berufung qualifizieren, sich von anderen Menschen abheben – ja, einfach beweisen, dass man selbst der einzig Richtige für diese Berufung/Aufgabe ist! Aber gerade das ist die zweite Seite einer Berufung. Es stellt gleichzeitig eine Aufgabe, ein Auftrag dar, den es zu erfüllen gilt. Dies ist mitunter eine schwere, teils sogar eine unerfüllbare Herausforderung.

In diesem Sinne sollten wir uns bewusst sein, dass es wunderbar ist, wenn jemand vor Gott für uns spricht, für uns bittet. Es ist nicht nur wunderbar, sondern einfach auch notwendig. Es ist eine großartige Möglichkeit, einfach und unkompliziert zu Gott zu kommen, mit ihm zu reden – er ist nur ein Gebet weit von uns entfernt!

Und er hat uns berufen – auch wenn wir nie im Stande wären, eine angemessene Qualifikation, ihm dienen zu dürfen,  zu erlangen. Uns wird diese große Ehre zuteil, einfach nur weil er uns liebt und durch Jesu Tod den Weg zu ihm frei machte. Wir können immer zu ihm kommen, ihn um alles bitten.

Aber wir sollten uns auch der Verantwortung bewusst sein, die mit dieser Möglichkeit verbunden ist: wir haben auch die Pflicht, für andere „vorzusprechen“, für sie zu bitten.

Wenn wir dies aus tiefstem Herzen und voller Vertrauen auf Gott, Jesus Christus, den Vater der Herrlichkeit tun, werden nicht nur die Personen, für die wir beten, sondern auch wir selbst, ganz persönlich erleuchtete Augen geschenkt bekommen und wir werden sehen.

Toni Werchosch