„Gott hat den Schuldschein, der uns mit seinen Forderungen so schwer belastete, eingelöst und auf ewig vernichtet, indem er ihn ans Kreuz nagelte.“ (Kol. 2,14)



Wenn ich diese Worte lese, sehe ich Bilder vor meinem inneren Auge.  "Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet." Bei diesen Worten sind es gleich, drei Gedanken, Bilder, die mir in den Sinn kommen:
Einmal tritt mir Jesus selbst vor die Augen, so wie ich ihn kennen gelernt habe und wie ich ihn auch heute noch spüre, wenn ich einmal ganz unten bin und Trost brauche. Und es ist dasselbe helle, freundliche Bild, von dem  ich auch als Christ gern seine Einladung an Menschen weitersagen möchte.
Rufen wir uns das doch ins Gedächtnis:
"Du, ich bin für dich und alle Menschen ans Kreuz gegangen. Ich habe dich und alle losgekauft von Sünde und Tod. Du musst nie Angst haben. Keiner muss sich ängsten"
Und ich sehe ihn nicht nur, ich höre auch seine Stimme, und er sagt diese Worte zu mir - und er meint mich ganz persönlich: "Komm her zu mir... mit all deiner Schuld, deinen Lasten, Sorgen und Ängsten... gib sie mir und geh' befreit und fröhlich zurück in dein Leben, an deine Aufgaben. Dein Schuldschein hängt an meinem Kreuz!"
Das zweite Bild ist nicht so schön. Es hat dunklere Farben. Es baut nicht auf, es macht mir Kummer und mahnt mich an meinen und aller Christen Auftrag: Ich sehe nämlich die Menschen dieser Zeit die Zu-kurz-Gekommenen, die durch Krankheit und Behinderung an den Rand Gedrängten, die durch seelische Not oder den ungünstigen Verlauf ihres Lebens zu Außenseitern geworden sind. Ich sehe die Kinder, die ohne Eltern aufwachsen, oder deren Eltern keine Zeit für sie haben. Ich sehe die Frauen und Männer, die von Schicksalsschlägen gebeutelt wurden, denen die innere Kraft und ihr Glaube nicht standgehalten haben.
Das dritte Bild, das mir vor die Augen tritt, sind wir, die wir uns Christen nennen, die diese Menschen zu Jesus Christus führen sollen und vielleicht auch wollen. Wir, die wir uns - jeder auf seine Weise und jeder mit seinen Gaben - im Namen und im Auftrag dieses Herrn aufmachen zu den Menschen, die ihn noch nicht kennen oder die besonders seiner Hilfe, seiner Vergebung, seines Trostes bedürfen. Menschen, die ohne ihn nicht zurechtkommen, die vielmehr, wenn sie nicht seine Kraft erfahren und sein gutes Wort gesagt bekommen, weiter ohne Weg und Ziel durch ihr Leben fallen, wie ein geworfener Stein.
Liebe Leserinnen und Leser, die Bilder, die der Bibelvers in unserem Inneren aufruft, sind nicht unverbindlich. Wir können uns, wenn wir sie betrachtet haben, nicht wieder abwenden, so als wäre nichts gewesen. Wenn wir etwa in den Gleichnissen vom Weinberg Gottes hören, in dem wir zur Arbeit gerufen sind, dann müssen wir uns entscheiden: Wollen wir diesen Auftrag annehmen oder stehen wir müßig, wenn andere am Reich Gottes bauen.
So ist das mit allen Bildern, die tiefer gehen, die unseren inneren Menschen ansprechen. So ist das auch hier, auch bei den drei Bildern, die ich uns vor Augen malen wollte. - Was könnten sie uns sagen? Was wollen wir uns von ihnen sagen lassen?
Wir wollen nie vergessen, dass Jesu Worte für uns gelten, die wir glauben, aber auch für diejenigen, die es nicht oder noch nicht können - vielleicht ja, weil wir ihnen bisher noch nicht glaubhaft gesagt und vorgelebt haben, dass ihn kennen und auf ihn vertrauen, der zu allen spricht:
Ich habe dich lebendig gemacht, der du tot warst in den Sünden, ich habe dir vergeben. Ich habe deinen Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen dich war, und habe ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. Ihm allein - Jesus Christus - sei bei allem, was wir tun, denken und reden die Ehre und der Dank, in Ewigkeit.

Roland Stoppe