Monatsspruch November: „So spricht der Herr: Wahrt das Recht und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren.“ (Jesaja 56, 1)

Fairness für alle, na klar!

Aber was geschieht, wenn mein Recht Dein Unrecht ist?

Diese Frage hat Generationen Magengeschwüre bereitet. Und es sieht nicht so aus, als würde unser Problem leichter gelöst als zu Großvaters Zeiten (einige unserer Sorgen haben sogar im Damals ihre Wurzel). Was mach ich mit Opas Schulden? Schuld ist scheinbar unsinkbar. Eine Einbahnstraße mit Sackgassencharakter. Schuld nimmt gefangen, blockiert. Sie lebt und begleitet uns auf allen unseren Wegen. Sie würgt, bis alles Leben, alles Lieben endet.

Vergebung, kann es das wirklich geben? Nicht, solange wir in Kreuzzugmanier Kohlen aufs Haupt des Schuldigen häufeln. Nicht, solange wir Fallen aufstellen, die erst dann zuschnappen, wenn wir außer Reichweite sind. Jesaja hat noch nicht über den Segen gesprochen, aber er hat angedeutet, aus welcher Richtung er kommt: nicht aus uns, er ist kein Konzept oder Trick, sondern er bahnt sich den Weg durch die Zeit, mächtiger und unaufhaltsamer, als es die alte kranke Schuld je konnte, spült und strömt die Vergebung in diese Welt, und derselbe Mensch, der Dir gestern noch Erzfeind war, wandelt sich Dir zum Segen, zum Fürsprecher, zum lang ersehnten Halt. Unglaublich? Nicht mehr lange.

Matthias Dobberan